Ich bin gestern gestorben
- developer palak
- 16. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Mai
Nicht wirklich – aber irgendwie doch.
Denn vielleicht kennst du das: Du sitzt da und denkst, dieses Leben macht einfach keinen
Sinn mehr.
Und ehrlich gesagt… vielleicht stimmt das sogar.

Wir leben in einer Welt, die so unnatürlich ist, dass es fast schon verrückt ist, sich zu
wundern, warum es uns so schlecht geht.
Wir essen Dinge, die unser Körper nicht kennt.
Wir tun Dinge, die gegen unseren Rhythmus laufen.
Und dann hängen wir den ganzen Tag vorm Handy, vorm Laptop – jetzt gerade auch.
Es ist seltsam:
Man macht 100 Yogastunden, Meditationen, Atemübungen –
Hört sich tausend Mal an: „Du musst im Jetzt leben, Lotte. Genieß den Augenblick.
“Und doch… irgendwie klappt es nicht.
Aber wenn du richtig in der Krise steckst, in diesem Loch…
Dann plötzlich bist du stundenlang im Jetzt.
Im Hier und Jetzt des Grübelns.
Dunkel, schwer, fast schon masochistisch.
Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr.
Nicht auf mein Leben –
sondern auf diesen ganzen Gedankenmüll.
Diese Dauerschleifen im Kopf, die immer nur sagen:
„Was, wenn ich scheitere?“
„Was, wenn ich alt und arm werde?
“„Was, wenn ich nie abnehme?
“„Was, wenn ich allein bleibe?“
Ich dachte mir irgendwann: Weißt du was?
Dann ist es halt so.
Dann werde ich eben alt und arm.
Dann habe ich halt keine Beziehung.
Dann nehme ich eben nie ab.
Aber dieser Human… dieser innere Quälgeist
,der muss jetzt einfach mal sterben.
Und irgendwie…
hab ich dann beschlossen, aufzugeben.
Aber im guten Sinne.
Nicht das Leben aufgeben –
sondern das ständige Denken.
Diese Stimmen im Kopf,
die mich runterziehen, blockieren, festhalten.
Ich dachte mir:
Weißt du was? Ich geb das jetzt ab.
Ich lass es. Ich hab keine Lust mehr,
gegen mich selbst anzudenken.
Also bin ich schlafen gegangen.
Aber davor kam noch dieser eine Gedanke:
„Ich hab mir jetzt echt das Schlimmste angeschaut.
Hundert Mal. Immer wieder.
Ich hab da durchgeatmet, durchgeweint, durchgelitten.
Und hey – ich atme immer noch.
Also solange ich noch atme…
probier ich’s einfach nochmal.“
Ich wachte auf und fühlte mich…
komisch.
Anders.
Ein bisschen fremd in meiner eigenen Haut.
Für einen Moment dachte ich:
Vielleicht bin ich immer noch down von ges—
…
STOP.
Keine Lust.
Keine Lust, das Wort überhaupt zu Ende zu denken.
Keine Lust, diesen alten Film wieder abzuspulen.
Also bin ich einfach aufgestanden.
Nicht mit Euphorie, nicht mit Licht und Engelsklang –
sondern einfach:
Aufstehen.
Weitermachen.
So wie man weiterläuft,
auch wenn das Bein ein bisschen schmerzt.
Nicht, weil alles plötzlich okay ist,
sondern weil du einfach entscheidest:
Jetzt geht’s weiter. Punkt.
Aha, denk ich mir…
Ist das jetzt dieses „Hinter dir lassen“ und „Im Jetzt sein“?
Ja.
Wie soll’s denn sonst sein?
Mein Geist…
will nicht zurück.
Das Ego von gestern ist gestorben.
Wirklich gestorben.
Und das fühlt sich an wie…
Wiedergeburt.
Ich lauf einfach in den Tag rein,
und plötzlich ist da Energie.
Nicht diese aufgesetzte Motivation,
sondern echte Kraft,
so als wär was in mir… ruhig geworden.
Geklärt.
Ich dachte mir kurz:
Wird jetzt alles anders?
Wird jetzt mein ganzes Leben neu?
Werden jetzt alle Träume wahr?
Nein.
Das glaub ich nicht.
Aber ich weiß – und ich fühl’s –
dass mein Geist sich an diesem Punkt stabilisiert hat.
Ich hab beschlossen:
Den Typen von gestern – den will ich nicht mehr erleben.
Koste es, was es wolle.
Selbst wenn all seine Ängste wahr werden,
dann soll es halt so sein.
Aber dieses Fremde,
dieses ständige „Schlechtfühlen“ –
das ist unnatürlich.
Und ich will nicht mehr,
dass es einfach so weiter entsteht.
Karl Jung sagt, das Leben beginnt mit 40 –
und alles davor war quasi nur Forschung.
Ich glaube, er hat recht.
Nicht, dass man solche gedanklichen Wiedergeburten nicht auch früher haben kann –
ich bete sogar, dass jeder das schon mit 20 entdeckt.
Aber man braucht schon eine gewisse Zeit,
um seine eigene Maschine und seine Mechanismen zu verstehen.
Was wir als Wiedergeburt bezeichnen,
muss kein universelles Ereignis sein.
Es kann einfach von einem Tag auf den anderen passieren.
Klar, es gibt immer wieder schlechte Tage und Wochen.
Aber die Intensität des Selbstmitleids
und die Länge des Gedankenspirals werden weniger.
Das müsst ihr euch zugestehen –
und eurem Instinkt und Geist vertrauen:
Es wird besser werden.
Ihr müsst es nur zulassen.
Das sind kleine Siege,
die man über sein Ich und Ego gewinnt.
Die alten Gedankenmuster und Verzweigungen
rücken in den Hintergrund –
vielleicht verschwinden sie nie,
aber das müssen sie auch nicht.
Solange man nicht gestört wird und weitermachen kann,
wird es neue Türen geben.
Glaubt mir.
Wir sollten froh sein, dass wir diese Symptome überhaupt noch haben –
dass wir sie sehen und versuchen, sie zu bekämpfen.
Das ist der Beweis, dass wir auf dem richtigen Pfad sind.
Ich sage immer:
Nur diejenigen, die auf dem Pfad sind, können davon abkommen –
und fühlen sich dann verloren und suchen den Weg zurück.
Der Suchende – der Seeker – muss abkommen,
damit er zurückfinden kann.
Das ist die Natur der Sache.
Deswegen leidet er zwischendurch,
aber er gibt nicht auf.
Oder wie Buddha sagt:
Der Lotus wächst nur im Schlamm
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