“Zwischen Anhaftung und Aufgabe – die Suche eines 47-jährigen Mannes”
- developer palak
- 5. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Mai

Carl Jung soll behauptet haben das das leben erst mit 40 Beginnt- und das alles vorher Forschung war! Die Frage der Selbstfindung ab einem gewissen Alter kann sich bei Männern schnell stellen – jedenfalls tut sie das bei mir. Nach langer Zeit der Überlegung, was ich jetzt mit 47 mit meinem Leben anfangen will, ist das eine sehr, sehr schwere Frage – verbunden mit vielen depressiven und frustrierten Momenten und Gedanken. Ich habe nach langer Selbstständigkeit und heftigem Burnout, mit harten Panikattacken etc., den Entschluss gefasst, dass ich vielleicht verstehen muss, dass ich gar kein „Entrepreneur“ – ich mag dieses Wort irgendwie nicht – sein muss. Vielleicht ist es Zeit, nach einer Aufgabe zu suchen? Mit „Aufgabe“ meine ich etwas zu tun, das mit dem Wohl anderer zusammenhängt – zum Beispiel denke ich darüber nach, eine Umschulung als Sonderpädagoge zu machen oder als Schulbegleiter zu arbeiten, um Kindern mit Schwierigkeiten oder Autismus zu helfen. Dabei verdient man nicht viel – ja, ich weiß.
Kann ich mir meinen bisherigen Lebensstil noch leisten … Reisen, Uhren, essen was ich will? Nein. Aber – hier kommt’s doch: Will ich mir das überhaupt noch leisten?Ich wollte das doch verändern … Hier merke ich immer wieder diesen Zweifel, der mich aufhält. Darüber habe ich lange nachgedacht – und natürlich habe ich das schon tausend Mal gelesen in all meinen philosophischen Büchern – dass dieser Zweifel aus der Gewohnheit heraus entsteht, tief verbunden mit Angst und natürlich – wie alle meine buddhistischen Texte und Lehren sagen – Anhaftung. Dieses Spiel, das unser Geist mit uns spielt – sehr schlau und schon fast strategisch selbstzerstörerisch: Zwischen der Erzeugung von Angst und Zweifel und Anhaftung entsteht eine Symbiose, die Gewohnheit und „zurück zum Alten“ immer wieder als Lösung anbietet. Dieser Kampf gegen die Gewohnheit ist es, was mir – so glaube ich – die Energie raubt, die Depressionen und Selbstzweifel hervorruft, dass ich es ja eh nicht mehr schaffen kann, mit 47 noch einmal etwas Neues auf die Beine zu stellen. Ständig werde ich zurückgeworfen. Es ist ja nicht so, dass diese Prozesse offensichtlich vor mir ablaufen – sie scheinen sich im Unterbewusstsein zu entwickeln! Diese leise, fast unsichtbare Dynamik – der innere Rückzug in das Altbekannte, gespeist aus Anhaftung, Angst und einem subtilen Selbstzweifel – ist wie ein innerer Algorithmus, den ich nicht programmiert habe, der aber dennoch mein Leben steuert. Und ich frage mich: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr dieser Mensch bin, der immer muss, der immer etwas werden soll? Was bleibt übrig, wenn ich den inneren Lärm loslasse? Vielleicht ist genau das der Anfang – nicht eines dramatischen Neuanfangs mit Pauken und Trompeten, sondern eines stillen Loslassens. Einer Bewegung nach innen. Einer neuen Aufgabe, die weniger mit Prestige und mehr mit Sinn zu tun hat. Noch weiß ich nicht, wohin dieser Weg führt. Aber ich spüre, dass es Zeit ist, ihn zu gehen – Schritt für Schritt, mit weniger Angst vor dem Verzicht und mehr Mut zur Wahrhaftigkeit. Im nächsten Teil erzähle ich dir, wie es überhaupt dazu kam, dass ich so tief gefallen bin – und warum ich glaube, dass genau dieser Absturz notwendig war. Denn manchmal, so scheint es mir, beginnt das echte Leben genau dort, wo das alte endgültig endet. Fortsetzung folgt.
Von Human Afschari
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